20.01.2021

Vom Pianisten zum Personal Trainer

triathlet andreas gericks läuft
von Andreas Gericks
Fitness, Gesundheit, Motivation, Prävention, Selbständigkeit, Sport, Weiterbildungen, Workout

Andreas Gericks ist sportwissenschaftlicher Mitarbeiter im Gelenkzentrum Rhein Main und arbeitet zusätzlich als selbstständiger Personal Trainer. In unserem spannenden Interview berichtete er von seiner Reise vom Pianisten zum top ausgebildeten Personal Trainer.

Er erzählte uns von seinem emotionalsten Erlebnis mit einem Patienten und beantwortete uns die Frage, ob er lieber am Nordpol oder im Dschungel leben würde.

Wie war dein bisheriger Werdegang?

Ich komme eigentlich aus einer ganz anderen Branche. Nach dem Abitur habe ich klassische Musik studiert und ein Musikdiplom als Pianist erhalten. Seit dem fünften Lebensjahr, habe ich Klavier gespielt, sodass Klavierspielen natürlich auch mein Schwerpunkt gewesen ist.

Während meines Studiums habe ich gemerkt, dass es nicht einfach ist, mit Musik Geld zu verdienen. Entweder man ist freischaffend oder in einem festen Ensemble. Um von Auftritten leben zu können, muss man gut und sehr gefragt sein. Eine meiner Charaktereigenschaften ist es, mich zu reflektieren und realistisch zu sein. Ich wusste genau, was ich am Klavier kann und was meine Konkurrenz kann. Aus diesem Grund wollte ich mir ein zweites Standbein aufbauen und habe Sport und Musik auf Lehramt studiert. Nach einiger Zeit musste ich mir eingestehen, dass das nicht das richtige für mich war.

Da ich seit meiner Kindheit schon immer gerne Sport machte und in einer sehr sportlichen Familie groß geworden bin, habe ich mich in diesem Bereich weitergebildet und meine ersten Trainerscheine gemacht. Und das war für mich die beste Entscheidung, denn mit Sport kann ich mich zu 150% identifizieren! Nach meinem Lehramtsstudium habe ich dann in einem Fitnessstudio gearbeitet. Zu dieser Zeit betreute ich parallel, mehrmals die Woche, einen jungen, talentierten Tennisspieler als Athletiktrainer. Ich musste mich daraufhin entscheiden: Fitnessstudio oder Personal Training. Und da es mein großer Wunsch war, von meinem Personal Training leben zu können, habe ich mich entschieden die Chance zu nutzen und in die Selbstständigkeit zu starten. 

Natürlich brauchte ich noch ein weiteres finanzielles Standbein und kam zum Gelenkzentrum. Dort arbeitete ich dann als sportwissenschaftlicher Mitarbeiter. Mittlerweile sind 1,5 Jahre vergangen. Währenddessen konnte ich weiterhin meinen Tennisspieler trainieren und regelmäßig private Kunden betreuen. Ebenso habe ich eine Outdoor-Gruppe, mit der ich 3x die Woche draußen arbeite. Coronabedingt findet das Training zurzeit über “Zoom” statt. Aber auch das ist eine tolle Alternative. Diese Abwechslung ist einfach großartig.

 

Du hattest gesagt, dass du einen Tennisspieler betreust - was bedeutet das?

Der Spieler war in einer Tennis Academy und bekam täglich 3 Stunden Tennistraining, sowie 1 Stunde Athletiktraining, welches ich geleitet habe, bei dem wir ganz tennisspezifisch an der allgemeinen Fitness, der Koordination, Kraft und Schnelligkeit gearbeitet haben.


Was ist mit „sportwissenschaftlichem Mitarbeiter“ gemeint?

Im Gelenkzentrum Rhein-Main erhält der Kunde ein individuelles Training mit medizinischem Hintergrund. Wir arbeiten Hand in Hand mit Orthopäden, Osteopathen und Physiotherapeuten. Das ist nicht mit einem gewöhnlichen Studio zu vergleichen. Die Patienten kommen direkt vom  behandelnden Arzt und erhalten eine spezifische, medizinische Trainingstherapie in 1 zu 1 Betreuung. 

Jede Therapieeinheit geht volle 60 Minuten. Um bestmöglichst mit dem Patienten arbeiten zu können, wird durch eine Kraftanalyse der muskuläre "Status quo" gemessen, wodurch unter anderem eventuelle muskuläre Dysbalancen sichtbar werden.

Als Trainer tragen wir für unsere Patienten eine hohe Verantwortung, die häufig mit starken Schmerzen und hohen Erwartungen zu uns kommen. Durch unserer ganzheitliches Trainingskonzept in Verbindung mit Physiotherapie, Osteopathie und Orthopädie können wir in den meisten Fällen tolle Ergebnisse für unsere Patienten feiern.

 

Welche Aufgaben gehören zu deinem Bereich?

Neben meiner Aufgabe, Patienten nach einem Eingriff zu behandeln, gehört auch  Patienten auf einen Eingriff vorzubereiten, da ein starker Körper schneller regeneriert. Oft geht es dabei um Gewichtsverlust und/oder Muskelaufbau. Ein operativer Eingriff ist eine enorme Anstrengung für unseren Körper, sodass Ärzte zu Bewegung vor der OP raten.

Zu meinen täglichen Aufgaben gehören außerdem das motivieren und bestärken der Partien, die häufig verunsichert und/oder stark bewegungseingeschränkt sind. Ebenso das zusammenstellen, anleiten und korrigieren spezifischer Übungen, sowie die Dokumentation des Trainings. Einmal kam eine Frau nach einer Achillesfersen-OP zu uns und war enorm verunsichert. 


Wie können wir uns einen typischen Tag von dir vorstellen?

Ein gewöhnlicher Morgen beginnt mit einem Personal Training oder einer eigenen kurzen sportlichen Einheit. Anschließend arbeite ich entweder im Gelenkzentrum, gebe Gruppenkurse, trainiere mit Nachwuchsathleten oder kümmere mich um die Büroarbeit. Sollte es morgens mit dem eigenen Training nicht geklappt haben, wird dies selbstverständlich Abends nachgeholt, denn auch ich muss mich fit halten. Der Mittwoch beispielsweise ist für meine privaten Kunden reserviert. Wäre nicht die Corona Pandemie, hätte ich gleich Schwimmtraining mit einem jungen Nachwuchstriathleten.
Am Wochenende gebe ich dann noch ein Outdoortraining und Personal Trainings.
Meine Woche ist somit gut gefüllt. Ich liebe es und es macht mir enormen Spaß.


Was darf in deiner Sporttasche nicht fehlen?

Ich selber versuche vieles mit dem eigenen Körpergewicht zu machen, sodass ich selten Equipment dabei habe. Je nach Kunde habe ich kleine Trainingsgeräte dabei. Für den "Notfall" ist natürlich noch etwas zu trinken und Traubenzucker in meiner Tasche zu finden.


Ging dir schonmal ein Schicksalsschlag eines Patienten nahe?

Es ist zwar kein Schicksalsschlag, aber ich hatte mal einen 74-jährigen Patienten. Ich fragte ihn nach seinen Zielen und er antwortete, dass er seine Zeitung wieder ohne Schmerzen aufheben wolle. Er war schon sehr versteift und konnte sich kaum bewegen. Wir haben uns super verstanden und gute Gespräche geführt. Seine 15 Trainingsstunden waren in gezielte Beweglichkeits- und Dehnübungen aufgeteilt. Eines Tages erzählte er mir, dass ihm seine Schlüssel runtergefallen sind und er sie ohne Probleme aufheben konnte. Durch unser Training hat er mehr Lebensqualität erhalten und sich riesig gefreut. Das war auch für mich ein toller Moment. 


Was bereitet dir an deiner Arbeit besonders viel Spaß?

Die Vielseitigkeit meiner Aufgaben und die Möglichkeiten ständig neue Menschen kennenzulernen. Kein Patient kann mit dem anderen verglichen werden. Jeder ist individuell. 

Vor allem macht mir das Gruppentraining mit den vielen unterschiedlichen Freizeitsportlern Spaß. Wir pushen uns gegenseitig und haben zusammen schon viele Erfolge gefeiert. Als Trainer die Erfolge seiner Kunden zu sehen, ist einfach das schönste! 

Die Erfolge meiner Kunden sind hierbei ganz unterschiedlich. Von der Freude an Bewegung, dem Erlernen der Basisübungen oder einer besseren Körperwahrnehmung, bishin zur neuen Bestzeit beim 10 km Lauf oder dem Erreichen des Zielgewichts. 


Würdest du eher ein Jahr am Nordpol oder im Dschungel leben wollen?

Der Nordpol wäre für mich zu langweilig, da ich Abenteuer und Abwechslung brauche. Von der Temperatur her, würde ich mich jedoch gegen den Dschungel entscheiden. 


Welche Lebensmittel hast du immer im Haus?

  • Quark
  • Milch
  • Haferflocken


Gibt es ein Gericht, dass du jeden Tag essen könntest?

- Selbstgemachte (Thunfisch) Pizza 


Was waren deine 3 schönsten Erinnerungen aus 2020?

  1. Mit meinen beiden älteren Brüdern und meinem besten Freund mache ich jeden Sommer einen Rennradurlaub. 2020 waren wir in Zell am See und sind unter anderem den Großglockner hochgefahren. 
  2. Ich habe in dieser schweren Zeit einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen.
  3. Nach einem Jahr warten, habe ich endlich mein Auto erhalten. 


Hast du Ziele, die du 2021 erreichen möchtest?

Beruflich:
Ich möchte an meiner Selbstständigkeit arbeiten und viele Menschen zu mehr Lebensqualität verhelfen.

Sportlich:
Ich bin begeisterter Triathlet und liebe es selbst aktiv teilzunehmen.
2021 würde ich gerne wieder bei einigen Triathlon-Wettkämpfen mitmachen, sofern es die aktuelle Lage zulässt.

Natürlich wäre ein großer Wunsch weiterhin fit und gesund zu bleiben, sowie ein wenig mehr Familienzeit genießen zu können.

Andreas gericks

 

... die Vielseitigkeit meiner Aufgaben und die Möglichkeiten ständig neue Menschen kennenzulernen... Kein Patient kann mit dem anderen verglichen werden.

Jeder ist individuell.

personal trainer andreas gericks
andreas gericks
von Andreas Gericks
Fitness, Gesundheit, Motivation, Prävention, Selbständigkeit, Sport, Weiterbildungen, Workout

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