01.07.2021

ist Obst wirklich so gesund?

Bananen liegen auf einem blauen hintergrund. ist obst wirkliich gesund?
von Ralf Rosenthal
Ernährung, Gesundheit

Keinem anderen Maststoff* sind wir vermutlich mehr verfallen, als der Fructose. Es handelt sich um den Zucker, der in den Früchten steckt und ihnen den verführerischen süßen Geschmack verleiht.

Dabei bedient frisches Obst heutzutage nicht einmal ein Sechstel der schwindelerregend hohen Menge an Fructose, die wir uns zuführen. Der Löwenanteil ist davon normaler Zucker, der aus einem Molekül Glukose und Fructose besteht.

Fruktose ist die ungekrönte Königin des süßen Geschmacks. Wir wissen instinktiv, dass nichts an sie heran reicht. Sobald wir süße Beeren, Orangensaft, Marmelade, Honig oder Obstkuchen essen, schmelzen die guten Vorsätze dahin. Wie es nach dem ersten Stück Schokolade weitergeht, wissen wir alle.

Manche Tiere verfallen in Erwartung eines bevorstehenden Winters der Fructose. Schwarzbären werden im Spätherbst zu Fruchtfresser. Füchse, Marder, Waschbären und Zugvögel entwickeln einmal im Jahr ebenso eine Vorliebe für Obst. Manche von ihnen können ihren Körperfettgehalt damit fast verdreifachen.

Es mag zunächst überraschen, dass gerade vergleichsweise Nährstoffarme Früchte die Depots derart gut füllen. 

Das meiste Obst ist frei von Fett, jedoch ist Fructose ein wahnsinns Maststoff, der unseren Stoffwechsel in Richtung Fettaufbau manipuliert. Mit diesem Wissen macht es Sinn, dass Tiere auf Früchte umsteigen, wenn sie mehr Fett aufbauen wollen.

Studien ergaben, dass nach dem Verzehr von einer größeren Menge Fructose der Harnsäurespiegel im Blut deutlich ansteigt. Dieser stört die Aufnahme von Energie in die Muskelzellen, die ATP Synthase* und die Mitochondrien*. Da die Fructose ein Phosphorräuber ist, fehlt dem ATP das Triphosphat* und das Adenosin bleibt nackt. Somit ist es ein Ausgangsprodukt für die Harnsäurebildung, welche den Fettaufbau fördert.

Der ATP-Crash gibt dann ein Signal, dass mehr Energie angefordert wird, mit einer weiteren Kaskaden-Verstärkung* an der Speicherfront. Gelangt Fructose in die Leber, steigt dort der Fettanteil und dies führt zu einem möglichen Diabetesrisiko.

Aufgrund einer Mutation in der Bauchspeicheldrüse kann der Körper Fructose als Zuckerart nicht erkennen. Ein Fructoseschock kann in der Zelle innerhalb kurzer Zeit einen ATP Verlust von bis zu 60% verursachen. Vergleichbare Energieverluste in der Zelle entstehen bei einem Schlaganfall und Herzinfarkt. Hier wird das Gewebe von der Versorgung abgeschlossen und stirbt ab.

Besonders effektiv ist Fructose, wenn sie in Lösung und großen Mengen auftritt. Die Lebensmittelindustrie macht sich die billigste Zuckerart in Form von Fructose-Glucose-Maissirup zu nutze und überschwemmt alle Industrieprodukte mit dieser Variante. Selbst in Pizza, Käse, Wurstsorten und Fertigprodukten ist Fructosesirup enthalten. Um deren Anwesenheit zu verschleiern, nutzt die Industrie bis zu 75 verschiedenen Synonyme z.B.: Xylit, Sorbit, Maltit, Melasse, Inulin usw. Das sind alles Zuckeraustauschstoffe und manipulieren unseren Stoffwechsel.

Vitamin C kann die Harnsäureausscheidung fördern und den Masteffekt in den Zellen verhindern. Aus diesem Grund haben frische Früchte und Beeren keinen Masteffekt. Fruktose und viele andere Zuckeraustauschstoffe manipulieren unseren Körper, täuschen den Geschmackssinn und leiten Nahrungsenergie vom Verbrauch in die Speicher um. Das senkt unseren Energiebedarf und fördert den Fettaufbau. Die daraus resultierende Folge ist eine Fettleber und Herzerkrankung.

Natürlich kannst du durchaus Obst essen, aber in kleinen Mengen. Es gibt auch fructosearmes Obst, wie z.B: Acerolakirsche, Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren. Einen niedrigen Fructosegehalt haben Avocado, Papaya, Aprikosen und Limetten.

Zu den Big Five mit den höchsten Fructosewerten gehören Agavendicksaft, Datteln, Apfel, Birne und Trauben.

Fructose hat aber auch positive Eigenschaften. Sie hat eine hohe Wasserbindung und verhindert somit eine Verstopfung. Sie löst keine Insulinreaktion aus und sie fördert die Bakterienvermehrung im Darm. Fructose dient Spermien als Nahrungsquelle im Sperma.

Schlussendlich solltest du auf ausreichende Vitamin C Versorgung achten und regelmäßig frisches Obst und Gemüse essen. Tipp: Kaufe nicht zu viel auf Vorrat. Durch tagelanges herumliegen löst sich das Vitamin C im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auf.

 

Du möchtest gerne über weitere spannende Themen lesen und deinen Horizont erweitern? Schau dir gerne unsere anderen tollen Beiträge an.

 

RAPTS Fremdwörterbuch:

* Maststoffe: Stoffe in unserem Essen, die den Stoffwechsel so manipulieren, dass Nahrungsenergie nicht verbraucht, sondern in den Fettspeichern verstaut wird. Sie sind auch der Schlüssel dafür, dass wir mehr essen, als wir brauchen, und dafür, dass es so schwer ist, damit aufzuhören.

* ATP-Synthase: Ein Energiewandler, der eine Energieform in eine andere umformt.

* Mitochondrien: Kraftwerke der Zellen

* Triphosphat: Salze und Ester

* Kaskaden-Verstärkung: Eine Anzahl von aufeinanderfolgenden Enzym-Schritten, durch die ein hoher Verstärkungseffekt erreicht wird. Bekannt ist diese Art der Regulation vor allem von der proteolytischen Kaskade bei der Blutgerinnung und beim Hormon-stimulierten Abbau von Glycogen in Leber und Muskel.

 

von Ralf Rosenthal
Ernährung, Gesundheit

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