"ich habe rücken."

Wir konnten mit unserer top ausgebildeten Rückenspezialistin Monika Lennefer ein Interview führen. Hauptthema war alles rundum den Rücken. Monika klärte uns darüber auf, welche Verhaltensweisen am Schreibtisch unbedingt vermieden werden sollten. Zusätzlich zeigte sie uns Dehnübungen für Menschen in sitzenden Tätigkeiten und verriet uns ihre Hilfsmittel bei Rückenschmerzen.

Unser Rücken ist ein wichtiger Bestandteil unseres Körpers und daher  ein sehr interessantes Thema. Du möchtest mehr darüber lernen? Unser Blogbeitrag wird dir einen perfekten Einblick gewährleisten. 

Wie war dein bisheriger Werdegang?

Seit meiner Kindheit und Jugend war ich äußerst sportlich und hatte ständig Hummeln im Hintern. Als ich 18 Jahre war, habe ich meine Ausbildung zur staatlich anerkannten Gymnastiklehrerin angefangen und nach drei Jahren erfolgreich absolviert. Mir bereitete es viel Freude, sodass ich diese Tätigkeit weiter ausübte.

Ebenso enthalten in der Ausbildung war eine pflegerische Tätigkeit , über die ich anschließend meinen Platz bei einem Orthopäden fand. Dort hatte ich eigene Räumlichkeiten, in denen ich seine Patienten zusätzlich betreute. Ich war für die Gymnastik, Massage und für die physikalische Therapie zuständig. Dies ist eine Behandlungsform, bei der natürliche Reaktionen auf äußere Reizsetzungen genutzt werden.

Die Arbeit in der Praxis machte mir sehr viel Spaß. Die Kommunikation zum Arzt war super und generell war ich äußerst zufrieden.

Ich wollte mich dennoch weiterentwickeln und bin zu einem Ambulatorium gewechselt. Dort war ich Leitung für die Nachbehandlung der Patienten, die direkt von einer OP kamen.

In der Zwischenzeit bekam ich meine 2 Töchter und nahm mir deswegen eine kleine Auszeit. Da mir meine Arbeit aber viel Freude bereitete, wollte ich schnell wieder Fuß fassen. Im Ambulatorium wechselte ich daher zum Kursbereich, da dieser in Verbindung mit Kindererziehung gut zu bewerkstelligen war.

Ich gab Kurse in Aerobic, Stretching, Skigymnastik, Kraft- und Zirkeltraining und Pilates. Letzteres hat mich äußerst fasziniert, sodass ich dort hängen geblieben bin. Ich bildete mich in Pilates weiter und erhielt mein Diplom sowie meine A-Lizenz.

Anschließend kam der Start meiner Selbstständigkeit, für die ich sogar eigene Räumlichkeiten anmietete.

Bis zum Start von Corona betreute ich zusätzlich 6-7 Firmen, bei denen ich wöchentlich vor Ort war. Dort habe ich den Mitarbeitern gesundheitsschonende Verhaltensweisen für den Schreibtisch näher gebracht sowie die richtige Haltung und Ergonomie. Ich hoffe, dass ich dies bald wieder machen kann. Es war eine Arbeit, die mir viel Freude bereitet hat.
 

Du bist zertifizierte Rückenschullehrerin. Was können wir uns darunter vorstellen?

Die Rückenschule ist ein Behandlungskonzept zur  Prävention von Rückenproblemen. In einem mehrstündigen Kursprogramm bekommen meine Kunden gezeigt, wie sie sich rückenschonend bewegen können. Ich erkläre das richtige Bücken, Hinlegen, sowie das korrekte Aufstehen oder Aufheben von alltäglichen Gegenständen.

Zur Rückenschule gehört auch, Menschen nachzubehandeln, die eine OP und Physiobehandlung hinter sich haben. Diese zwei Dinge reichen oftmals nicht aus, da eine langfristige Betreuung gewährleistet werden sollte.

Einer der drei häufigsten Alltagsfehler ist das Sitzen. Hier passieren die meisten Haltungsfehler. Vor allem das Vorbeugen am Schreibtisch ist schlecht, jedoch auch das Rennrad fahren, das Putzen oder das Autofahren. Bei all den Bewegungen haben wir eine Beugung der Wirbelsäule, was eine der Hauptursachen für Rückenprobleme darstellt.

Beim Sitzen ist die Vorderseite des Körpers fortlaufend verkürzt, der Schultergürtel fällt nach vorne  und die Hüfte ist eingerollt - eine absolute Katastrophe. Es kann eventuell ein paar Jahre gut gehen, aber bei jeder falschen Bewegung bekommt die Bandscheibe Risse.

 

Was bedeutet es Referentin für rückengerechtes Verhalten zu sein?

Es ist nichts anderes, als das Leiten von Seminaren. Auch Sportlehrer sind unter den Teilnehmern. 

Ich erkläre das rückengerechte Verhalten im Büro und zeige, wie wichtig dabei Bewegung ist. Früher lehrte die Rückenschule, dass wir gerade sitzen müssen. Dem stimme ich zu, jedoch ist, wie gesagt, Bewegung ebenfalls sehr wichtig. 

Zum Beispiel:

• Aufstehen 
• Beugung der Wirbelsäule
• Rundrücken 
• Pobacken wechseln 
• Hinten / Vorne auf dem Stuhl sitzen 
• Stuhl umdrehen und in der Grätsche sitzen

Im Prinzip bringe ich den Seminarteilnehmern bei, wie sie sich rückengerecht verhalten können.

 

Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Bist du der Meinung, dass wir damit leben müssen?

Nein, bin ich nicht. Der Schlüssel zu einem schmerzfreien Rücken ist die Prävention. Die Möglichkeiten dazu werden immer besser. Mittlerweile gibt es schon ergonomische Schreibtische und Stühle.

Als ich noch mit den Firmen zusammengearbeitet habe, konnte ich schon beim Sitzen am Tisch zahlreiche Fehler erkennen. Entweder war der Tisch zu hoch oder der PC stand auf einem Sockel. Viele sind der Meinung, sie könnten dadurch besser auf den Bildschirm gucken. Die falsche Haltung und das zusätzlich Hochschauen sind sehr schädlich. 

 

Was sind deine Top 3 Lieblings-Serien, -Filme oder -Bücher?

Filme / Serien

• The Crown
• Der Bergdoktor 
• Dokus, Galileo oder Terra X
   

Bücher

• Die Schieflage von Ralph Geisenhanslüke 
• Deutschland hat Rücken von Dr. med. Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht

2 wirklich großartige Bücher meiner Meinung nach.
 

Hast du Hilfsmittel, die bei starken Rückenschmerzen helfen?

Hilfreich ist die Dehnung der Körpervorderseite, insbesondere Bauch, Brust, Beine und Füße. Vor allem Pilates und Yoga beinhalten zahlreiche Übungen für diese Bereiche.

Beim Sitzen ist unser Hüftbeuger ständig gebeugt, was schädlich für die Bandscheibe ist. Die Zugkräfte gehen nach vorne, sodass der Kern der Bandscheibe nach hinten rausgedrückt wird. Mit der Zeit gelangt er in den Rückenmarkskanal, was sehr schmerzhaft ist.

Bei sitzenden Tätigkeiten sind die Beine stark verkürzt, welche zu dehnen sind. Dafür die Fersen nach vorne ziehen und die Beine richtig strecken. Dies ist eine Übung, die sehr gut am Schreibtisch durchgeführt werden kann.

Wohltuend ist ebenso, die Arme nach oben zu strecken, sich mit dem Popo an die Stuhllehne zu setzen und sich über die Lehne nach hinten zu dehnen. Andernfalls die Arme auf den Schreibtisch legen und sich ausgiebig durchhängen lassen. Mit den zwei Übungen kann der Brustkorb schön geöffnet werden.

Durch das viele Sitzen ist es wichtig, regelmäßig die Hüfte zu dehnen. Hierzu auf dem Stuhl ganz nach vorne rutschen, Beine ausstrecken, Hüfte rausstrecken und dabei den Popo anspannen.

Eins sollten wir uns jedoch merken: Die zwei Engpässe im Körper (Schultergürtel und Hüftbereich) müssen regelmäßig gedehnt werden. Das sind die Bereiche, die uns häufig zum Leiden bringen.

 

Was ist das erste, dass du nach dem Aufstehen machst?

Auf nüchternen Magen trinke ich zuerst ein Glas lauwarmes Wasser mit Zitrone. Dies entschlackt den Körper und spült die Giftstoffe raus. Ansonsten brauche ich, wie fast jeder, erstmal einen Kaffee.

Morgens habe ich selten großen Hunger, sodass ich mir Vollkorn Haferflocken mit fettarmer Milch und Obst zubereite.

 

Wie sieht dein aktueller Alltag aus?

Durch Corona startet dieser viel entspannter. Früher bin ich direkt durch ganz München zu meinen Terminen gefahren. Jetzt kann ich das über meinen Laptop machen und habe früh morgens bereits 2-3 Kundentermine. 

Mittags gibt es dann etwas leichtes zu Essen, da ich am Nachmittag oder Abend nochmal Online-Kurse habe. Da tut es mir nicht gut, wenn ich etwas schweres im Magen liegen habe. Was ich ebenso sehr gerne mache ist, mich für 30 Minuten hinzulegen. Das heißt ich schließe meine Augen und gebe meinem Körper ein wenig Ruhe. Vor allem den Augen tut es sehr gut, denn sie spielen in der Rückenschule eine große Rolle. Wenn sie nicht in Ordnung sind, kann es ebenso zu Rückenproblemen kommen. 

Ansonsten gehe ich gerne mit den Hunden meiner beiden Töchter spazieren oder schließe mich deren Spaziergang an. 

 

In deinen Qualifikationen taucht diplomierte Fitness und Pilatestrainerin auf. Was genau ist Pilates?

Es handelt sich um ein systematisches Ganzkörpertraining, welches in Muskelketten arbeitet. Es unterstützt die Koordination, eine schöne Haltung und die Bewegung des Körpers. Zusätzlich wird der Beckenboden und das Powerhouse (Beckenboden, Korsettmuskel, Zwerchfell und der vielspaltige Muskel an der Wirbelsäule) trainiert. 

Unsere Körpermitte ist nämlich entscheidend für den restlichen Zustand des Körpers. 

 

Welche Vorteile bringt die Sportart mit sich?

• Beanspruchung der Tiefenmuskulatur 
• Flexibilität und die Lösung der Gelenke 
• Rumpfstabilisation

 

Hast du ein Lieblingsrezept, welches du mit uns teilen würdest?

Mein Mann und ich lieben die mediterrane Küche, sodass es bei uns häufig Griechischen Salat oder Tomate-Mozzarella gibt.